Dramatische Posse in drei Akten
(wie sie das wahre Leben schrieb)
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Möchten Sie gerne wissen, was Ihnen blühen könnte, wenn Sie ein Haus kaufen, eine sehr gute Idee und den Glauben an das Gute im Menschen haben? Dann lesen Sie weiter.
Die Akteure
(zuerst die Guten)
Eine Handwerkerfamilie mit einer schönen Idee
deren Sympathisanten: - der Berater - noch ein Berater
- das Volk allgemein, Freunde im Besonderen
- der Erzähler
(dann die anderen) - der, dessen Name nicht genannt werden darf (der Hausbesitzer rechts) - sein Handlanger (ohne Gewissen und gewieft in allen Rechtsfragen) - die Schimmelreiter (Pferde werden vom Amt gestellt) - eine Regierung (nur im Hintergrund agierend)
Ort der Handlung eine mittelalterliche Kleinstadt, vornehmlich die Mühlegasse, an einer ungeraden Hausnummer
1. Akt «Der Herzenswunsch»
(Auftritt Mutter und ihre zwei Töchter)
Mutter: «Töchterlein, wir Eltern wissen um euren Herzenswunsch, in einer eigenen Kaffeestube mit viel Liebe zu wirten, aber muss es denn gerade in diesem Hause sein?»
Tochter 1: «Mama, in diesem Hause können wir drei Wohnungen herrichten und im Parterre soll unsere Kaffeestube entstehen. Ich will wohl Sorge für Torten und Kuchen tragen ...»
Tochter 2: « ... und ich mich mit Freude um unsere verehrten Gäste kümmern. Schaut nur, dort, auf dem Platz unter den alten Platanen, wo die Postkutsche hält, können wir sommers sogar noch Stühle und Tischlein aufstellen, das wird allen gefallen. Oh, wie ich mich freue!»
Mutter:
«In der Tat, das soll nun nicht mehr nur euer Herzenswunsch, sondern auch der meine sein!»
Erzähler:
Da die Eltern ihren Töchtern sehr zugetan waren und schon lange ein Häuslein in dem Städtchen suchten, kam es zum Kauf desselben. Freunde und Bekannte beglückwünschten sie und versicherten, ihre Kaffeestube würde dem Ort ein weiteres Juwel hinzufügen, das sie recht häufig zu frequentieren gedächten.
2. Akt «Die Schimmelreiter»
(Auftritt der Berater, der Vater sowie der Erzähler)
der Berater: «Wohlan, hier die Pläne für den Umbau Eures Hauses.»
Vater: «Ich sehe, Ihr habt unsere Wünsche gar artig umgesetzt. So werde ich flugs die Handwerker kommen lassen.»
der Berater: «Gemach, guter Herr, da müssen erst noch die 10 herzöglichen Schimmelreiter Euch Erlaubnis erteilen.»
Vater: «Wie belieben? Dies ist mein Haus, mein Grund - wessen Erlaubnis ist da von Nöten?» der Erzähler:
Tatsächlich müssen 10 Schimmelreiter, jeder einzelne mit eigenem Mass, jedes Tüpfelchen auf dem I in Augenschein nehmen, begutachten und Gutachten verfassen. Das geht beileibe nicht schnell, da sind viele Zusammenkünfte, viele Worte, viele Bedenken und viele, VIELE Meinungen der herzöglichen Paragrafen nötig. Darüber vergingen drei ganze Jahre und es floss eine SEHR erkleckliche Menge Geld in verschiedene Kassen.
3. Akt «Das blöde Böse kommt ins Spiel (aber am Ende auch ein Engel)
Auftritt Vater, Mutter und Töchter, noch ein Berater sowie der Erzähler
Vater: «Heute brachte der Bote die letzte Urkunde vom letzten der Reiter. Sie bescheinigt uns, dass wir über jeden Zweifel erhaben das Recht besitzen, unser eigenes Haus nach ihren Wünschen zu gestalten. Aber sagt, was schaut ihr so bestürzt?»
Tochter 1: «Oh Vater, eben kam der Handlanger von dem, dessen Namen nicht genannt werden darf. Er ...» (ihr versagt die Stimme, sie schluchzt)
Mutter: «Er droht uns mit allem Übel der Welt, wenn wir unsere Stühle und Tischlein unter die Platanen stellen.»
Tochter 2: «Geld und Gut will er uns nehmen, in den Schuldturm will er uns bringen, wenn wir uns nicht fügen.» (auch sie schluchzt)
Vater: «Ihr meint, unser Nachbar erhebt Einsprache? Aber was hat er denn nur gegen fröhliches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen oder einem Gläslein Wein? Er wohnet ja nicht einmal hier.»
Tochter 1 (schluchzend): «Aber sein altes Mütterlein ist eben unsere Nachbarin zur rechten.»
Mutter: «Er befürchtet, dass unsere Gäste sich nach dem Trinken an ihrer Hauswand erleichtern würden ...»
Tochter 1 und 2 (verzweifelt): «Aber wir haben doch einen Abort im Parterre!»
Mutter: « ...dass wir schlechtes Volk anzögen, dass lärmiges Treiben bis spät in die Nacht den Wert seines Hauses minderte.»
Auftritt das Volk allgemein, Freunde im Besonderen
Diverse Stimmen: «Was hören wir da? Zum Henker mit ihm! Uns ein solch lauschiges Plätzchen zu missgönnen!» « Als hätten wir zu viele davon in der unteren Stadt!» «All das Herzblut von dieser braven Familie umsonst, in Grund und Boden sollte er sich schämen!» «Und was sagt unsere Regierung dazu?» (in äffendem Tonfall) «Ihr habt ja recht, aber da kann man leider nichts machen!» «Natürlich könnte «man», man müsste die beinlosen Schimmelreiter an die Kandare nehmen, Korinthenkacker sind das, jawohl!»
(Das Volk entfernt sich, weiter schimpfend «Wer zahlt denn deren Gehälter?» «Wir sollten einen König haben ...» «Belebung der Altstadt - dass ich nicht lache ...» usw.)
Auftritt Mutter und Töchter
Mutter: «Liebe Töchterlein, wir wollen uns nicht mit einem Wesen, so arm an Liebe und Vernunft, in eine Fehde verwickeln. Auch sein Handlanger ist ein übler Bursche, der sich sein Gewissen hat abkaufen lassen.»
Tochter 1: «Du hast recht, liebe Mutter, und es gibt ja auch noch andere Menschen auf der Welt, die sich gesunden Menschenverstand und Herzensgüte bewahrt haben ... »Tochter 2: «Zum guten Glück kennen wir auch einige davon - schaut nur, einer derselben kommt gerade des Weges!»
Auftritt noch ein Berater
noch ein Berater: «Was habe ich vernommen? Ihr gebt den vorzüglichen Plan einer Kaffeestube endgültig auf? Nach allem, was Ihr an Herzblut und gutem Geld dafür ausgegeben habt? Eben noch traf ich Euren Gemahl und Vater, der mir die Rechnung der 10 Schimmelreiter von über 7'000.00 Dukaten zeigte.»
Mutter. «Da habt Ihr leider Recht.»
noch ein Berater: «So werde ich Euch für meinen Rat und meine Taten nichts in Rechnung stellen!»
Tochter 2: «Aber lieber Herr, Ihr habt uns so viel geholfen, Ihr könnt doch nicht ...»
noch ein Berater: «Schweigt, holde Jungfer, nicht nur Ihr gabt Herzblut in die Sache!»
(leiser Engelsgesang, ein Heiligenschein schwebt herab auf des noch ein Beraters Haupt)
der Erzähler: Die Handwerkerfamilie hatte trotz allem weitere schöne Ideen, konnte sie umsetzen und erfreute damit sich selbst und die Welt. Und da sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.
Ein Wort zum Schluss:
Dem geneigten Publikum sei bei einem ähnlichen Vorhaben empfohlen, sich vorab für Rat und Tat an die Freunde der Altstadt zu wenden. Die können schon von Anfang an aus einer Tragödie eine Komödie machen. Vorhang
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